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Gedanken zu Friedrich Nietzsche

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 26.05.2020, 09:08 Uhr
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Wien [ENA] Nietzsche ist im laufe seiner Entwicklung eigentlich zum "Psychoanalytiker" mutiert. Nur so kann man seine "vernichtende Kritik" der Kultur, Gesellschaft oder Religion verstehen. Das ist umso verwunderlicher, da er ja eigentlich ein genialer Philosoph war, der schon 1869 mit 25 Jahren ausserordentlicher Professor für klassische Philologie in Basel war. "Unbarmherzig" ist sein Blick in die Seele der Zivilisation.

Radikal gedacht stimmt es natürlich, dass die Zivilisation nicht mehr der Strenge und Gerechtigkeit eines Naturzustandes entspricht. Zivilisation ist immer morsch und der Schauplatz menschlicher Laster und Leidenschaften. Aber gerade daraus entsteht im Zusammenspiel mit guten Eigenschaften das Fluidum der Kultur, mit ihren Höhen und Tiefen, mit ihren Schönheiten und Abgründen, die den Lauf der menschlichen Geschichte ausmachen. Wie ein moderner Psychologe, wo Lust und Unlust symptomatisch behandelt wird, argumentiert Nietzsche im "Antichristen". "Das Übergewicht der Unlustgefühle ist die Ursache jener fiktiven Moral und Religion...und die Formel für decadence." Dass die Zivilisation auch ein Konstrukt ist, hat er immer wieder betont.

Nietzsche hat mit psychologischem Scharfsinn aufgedeckt, dass alles was wir denken, schreiben, dichten, komponieren Konstrukte sind. "Diese ganze Fiktions-Welt hat ihre Wurzel im Hass gegen das Natürliche, die Wirklichkeit" Denn er glaubt, dass sich weder Moral noch Religion mit irgend einen Punkte der Wirklichkeit berühren, da es sich ja nur um imaginäre Ursachen wie Gott, Seele, Ich, Geist oder freier Wille handelt. Er geht noch weiter und sieht in diesem Bedürfnis nach einer imaginären Welt, die Sklavenmoral auferstehen. Man sieht, "dass diese "Umwertung aller Werte" eine neue Sicht auf den Menschen braucht. Die Psychologie bietet sich dafür heute an, die aber in der Zwischenzeit selbst im Fahrwasser der Zivilisation gefangen ist.

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