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Der Kulturjournalist Wilhelm L. Wekhrlin

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 25.11.2020, 08:58 Uhr
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Wien [ENA] Nicht nur im 18. Jahrhundert haben Journalisten gefährlich gelebt. Auch heute noch sind weltweit viele von Verfolgung bedroht. Liest man Wilhelm Ludwig Wekhrlins Berichte, so fragt man sich, warum er eigentlich so oft verhaftet wurde. Denn wirklich frech sind sie nicht, eher wie gehobenes Kulurfeuilleton mit satirischem Einschlag. 1739 in Deutschland geboren, kam Wekhrlin 1766 nach Wien.

Zuerst arbeitete er als Schreiber beim französischen Botschafter. Doch Wekhrlin war Journalist aus Leidenschaft. 1772 war er Redakteur der Zeitung "Wiener Diariums". Um aber die Zensur auf Druckerzeugnisse zu umgehen, gab er auch eine handschriftliche Zeitung heraus mit Anekdoten und Pikanterien aus dem Kaiserhaus. Deswegen wurde er 1773 verhaftet und nach einem Intermezzo im diplomatischen Geheimdienst 1776 durch Kaiserin Maria-Theresia aus Österreich ausgewiesen. In Augsburg publizierte er dann seinen Reisebericht "Denkwürdigkeiten von Wien" in dem er kulturjournalistisch Wien in vieler Hinsicht beschrieb. Interessanterweise ist ihm in Wien schon damals der eigenartige Zustand der starken Zuwanderung aufgefallen.

Den Charakter des ursprünglichen Wieners, sofern er überhaupt noch anzutreffen war, beschreibt er als "bieder" und die Trägheit der Nation mit einem "unüberwindlichen Triebe zur Bequemlichkeit." Das führte dazu, dass "Fluthen von Fremden" kamen, die "später ihre Herren zu unterdrücken" suchten. Der Amtsbürgermeister von Rehlingen nahm diese Schrift über Wien zum Anlass, ihn 1778 erneut auszuweisen. In Baldingen gab er die Zeitschrift "Das graue Ungeheuer" heraus. Wegen einer Spottschrift darin wurde er wieder verhaftet und auf der Burg Hochhaus bis 1792 inhaftiert. Danach gab er noch einmal in Ansbach eine Zeitung heraus. Der Versuch, über die französischen Revolutionäre objektiv zu schreiben, zog ihm aber die Wut der Ansbacher zu.

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